Titelbild Der grosse Irrtum

Das Projekt Bürgerarbeit

Das von uns begleitete Projekt „Bürgerarbeit“ beruhte auf einem vierstufigen Durchlaufprozess:

1. Neu-Aktivierung, Profiling aller Arbeitslosen in einem bestimmten Amtsbezirk
2. Wenn möglich: Kurzfristige Vermittlung in den 1. Arbeitsmarkt
3. Vervollständigung von fehlenden Qualifikationen durch Weiterbildung o.ä.
4. Bürgerarbeit für verbliebene, in den 1. Arbeitsmarkt nicht vermittelbare Menschen

Gestartet wurde das Projekt in der Magdeburger Lebenshilfe gGmbH, einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (2006) mit 20 Bürgerarbeitern. Danach in den sachsen-anhaltinischen Kleinstädten Barleben, Bad Schmiedeberg, Kelbra, Gerbstedt, Hecklingen sowie im thüringischen Schmölln. Die Arbeitslosenquote sank hier beträchtlich, oft um mehr als die Hälfte. Als „Jobperspektive Plus“ wurde das Projekt in drei bayrischen Städten weiter geführt (Weiden, Hof und Coburg).

Die Bürgerarbeitsstellen wurden in Zusammenarbeit von Arbeitsagentur/Jobcenter und den Kommunen akquiriert. Es durften nur sogenannte „zusätzliche“ und im „öffentlichen Interesse“ liegende Tätigkeiten sein. Ein Kriterien-Katalog („Qualitätssiegel Bürgerarbeit“) definierte eine Abgrenzung von sogenannter „regulärer Beschäftigung“.

Auffällig aus unserer Sicht: Das enorme Tempo mit der dieser Durchlaufprozess ablief (2-3 Monate). Höhere Beratungstätigkeit. Teilweise mobile Arbeitsvermittler-Teams. Richtige Arbeitsverträge für Bürgerarbeiter, 30 Stunden-Woche, Urlaub. Die Kosten eines „Hartz IV“-ers wurden praktisch in ein Bürgerarbeiter-Gehalt verwandelt, wobei es interessante, juristische Fallstricke bei der „Umwidmung“ dieser Gelder gab. Stärkster Effekt: „Schwarzarbeiter“, die bislang Arbeitslosengeld bezogen, meldeten sich aus der Arbeitslosigkeit ab.

Die Bürgerarbeiter, denen wir begegneten, waren froh über diese Möglichkeit, arbeiten zu können, trotz des geringen Verdienstes. Dass es nicht gelang, unbefristete Bürgerarbeitsstellen in den Kommunen politisch durchzusetzen,  wirkte allerdings demotivierend auf sie. – 2010 wurde das Projekt bundesweit, allerdings mit einigen Veränderungen (die wichtigste: auf 3 Jahre befristet). 2014 soll diese Maßnahme auslaufen. Bisher werden laut Bundesverwaltungsamt (BVA) 98% der angebotenen 34.000 Bürgerarbeitsplätze genutzt.

Wer sich genauer informieren möchte, empfehlenswert:

Artikel bei Wikipedia – hier gibt es eine recht gute Übersicht darüber, was sich hinter dem Begriff der „Bürgerarbeit“ an Konzepten versammelt sowie eine gute Bibliographie zum Thema
Dokumente der Bundesagentur für Arbeit
www.bva.bund.de (Newsletter zur Bürgerarbeit)