Titelbild Der grosse Irrtum

Zum Film 

Um in unserer Gesellschaft “dazuzugehören”, sind wir wie selbstverständlich aufgerufen uns durch ein enges Nadelöhr einzufädeln: Es gilt, beständig den „Marktwert“ unserer Fähigkeiten einzusetzen – im Tausch für ein Einkommen.

Ein reisender Kameramann, Familienvater von drei Kindern, beobachtet das Dilemma, wenn die Fähigkeiten von Menschen keinen Marktwert mehr erringen. Was dann? Er stößt dabei auf ein Experiment, das Antwort darauf sucht: „Bürgerarbeit“. Und auf einen etwas anderen Beruf: Den „Bürgerarbeiter“.

Mit skeptischem Eifer begleitet der Kameramann das Projekt „Bürgerarbeit“ und seinen Macher Rainer Bomba auf dessen langen Weg durch die Instanzen. Er sucht Leute auf aus einem früheren Film und die in einer Stadt leben, der man einst den Untergang prophezeite. Er folgt einer Bürgerarbeiterin, einer Freiberuflerin, einer
1-Euro-Jobberin und ihrer ehrenamtlichen Arbeitgeberin. Sowie einem Lebenskünstler und dessen Sohn, einem engagierten Lokalpolitiker, der nach ähnlichen Lösungen sucht wie die „Bürgerarbeit“… Längst ist aus dem Kameramann selbst ein Betroffener geworden, der einem großen Lebensirrtum auf die Spur kommt…

Ein filmischer Reisebrief durch das Deutschland der Jahre 2007 bis 2011, gerichtet an die eigenen Kinder, wenn sie erwachsen sind.

Kapitel

Prolog
1   Wiedersehen in Eggesin
2   Die Insel der Überschüssigen
3   Die Rastlosen
4   The Power of Ideas
5   Vom Bohren dicker Bretter
6   Das wirklich Primäre
7   Die höhere Ebene
8   Die Arbeit an der Arbeit
9   Eine seltsame Schleife
Epilog: Die Geschichte eines Königs

Stimmen

„Und dann gibt es eben auch Menschen, die nicht so gute Qualifikationen haben oder auch fehl qualifiziert sind… Und dann sagt der Markt: Dein Wert ist Null, wir brauchen dich gar nicht.“ (Dennis, der Bürgermeister)

„Man könnte über die Bürgerarbeit ein Theater aufbauen, Schwimmbäder betreiben, ein Kino aufbauen, eine Bibliothek aufbauen. Das könnte man ausbauen. Denn diese Bereiche haben in den letzten Jahren elementar gelitten.“ (Rainer, der Arbeitsmarktpolitiker)

„Es ist doch Quatsch heute zu sagen, die Leute vorzubereiten auf den ersten Arbeitsmarkt, oder wir machen euch fit für Europa. Das sind doch alles solche Ziele, die werden in irgendwelchen Politbüros ausgeheckt. Aber heute werden Kinder groß, also, wenn du die fragst, was willst’n morgen werden: Ich werd Hartz-Vierer. Die Leute müssen erst mal lernen, ihr Leben zu meistern.“ (Lutz, der Lebenskünstler)

„Schaff ´ne Krise und es geschehen Wunder, wenn man da raus will. Das bringt immer Veränderung mit sich. Und ich kann eigentlich nur sagen positive, weil dafür ist man ja selber verantwortlich.“ (Marion, die Selbständige)

„Ich möchte gern ´ne Festanstellung haben, ne richtige Vollzeitfestanstellung… Das wär, was ich mir wünsche. Für mich und für die Kinder.“ (Diana, die Bürgerarbeiterin)

„Mein Traumberuf? Kann ich gar nicht sagen. Weiß ich nicht. Nicht mehr.“ (Irina, die 1-Euro-Jobberin)

„Irina hatte das Glück, dass ich gekämpft habe, dass sie bleibt. Und dass sie Vorarbeiterin wird. Als Vorarbeiter kriegt man pro Stunde Eins-fünfzig.“ (Frau Westholm, die Heimatstuben-Leiterin)

„”Liebe Kinder. Auch wir fragen uns: Wie wird es später um euren Marktwert stehen? Und wie viel sollen wir euch heute dafür abverlangen?“ (Der Kameramann)

balken
Deutschland 2012, HD-CAM / Digi Beta, Digital Stereo 2.0 / Digital 5.1, 105 min

Festivals

– 55. Internationales Dokumentarfilmfestival Leipzig 2012 (Demokratie-Preis ‚Leipziger Ring’ der Stiftung Friedliche Revolution; Preis-Nominierung ‚Healthy Workplace Award’)
– 8. Ökofilmtour Brandenburg 2013 (‚Zukunftsfilmpreis’ der Stiftung Lebendige Stadt Hamburg)
– 17. Filmfest Augenweide Schleswig Holstein 2013 (Wettbewerb)
– 23. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern 2013 (Reihe ‘Gedreht in MV’)
– 28. Internationales Dokumentarfilmfestival München 2013 (‚Deutscher Wettbewerb’, Preisnominierung ‘victor.deutsch’)

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