Schublade
Aus verschiedenen Gründen kommt manche Idee nicht übers Aufschreiben oder den Vordreh hinaus. Hier ein Überblick über vorläufig und endgültig Gescheitertes.
2008
Arbeit ohne Wert
4 Exposés zum Thema „wertlose“ Arbeit
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Die Finanzierung des Filmprojekts „Der große Irrtum“ gestaltete sich zwischenzeitlich als schwierig, so versuchten wir Aspekte davon als selbständige TV-Features zu realisieren. Das scheiterte.
Arbeit ohne Wert?
Exposé für ein TV-Feature über das drohende Scheitern der Bürgerarbeit in Sachsen-Anhalt
Die Konjunktur brummt, doch der Osten kommt im großen Maßstab nicht raus aus der Arbeitslosigkeit. In Sachsen-Anhalt macht indes ein Experiment Furore: Langzeitarbeitslose werden in ausgewählten Orten in gemeinnützige Tätigkeit gebracht, vom Staat bezahlt. Kurz: Bürgerarbeit. Die Arbeitslosenzahlen dort stürzen ins Bodenlose. Doch der Modellversuch ist gefährdet. Obwohl ein Segen für die Betroffenen und für die, die davon Nutzen haben, und obwohl kostengünstiger als die Bezahlung von Arbeitslosigkeit, droht das Projekt in den Mühlen von passiver Parteipolitik und starrer Bürokratie zu versanden.
(Zusendung auf Anfrage, 7 Seiten)
Bomba in Weiden
Exposé für ein TV-Feature über die Bürgerarbeit in der bayerischen Stadt Weiden
Das Rätselraten ist schon längst im Gange. Was ist los in Deutschland? Trotz Konjunktur, Wirtschaftswachstum und hoher Unternehmensgewinne – die Marktwirtschaft wirft gnadenlos ihre leeren Flaschen aus dem Fenster. Die Erwerbsarbeit ist längst nicht mehr Garant für eine gesicherte Lebensplanung. Den Job fürs Leben gibt es nicht mehr. Woran aber soll der Mensch sich dann orientieren und wie kann er dennoch teilhaben an der Gemeinschaft? Auch wenn er gerade keiner „regulären Arbeit“ nachgeht?
Die große Politik reagiert schwerfällig, aber sie reagiert auf dieses Phänomen. Und wie immer erzeugt sie pragmatische Vorreiter, die wie von Zauberhand die gegebenen Strukturen beugen und echte Veränderungen bewirken. Veränderung, die aber auf zerbrechlichen Säulen steht und auch die ehrgeizigen Macher bedroht, die hoch hinauswollen und tief stürzen können. – Der gebürtige Hesse Rainer Bomba (43) ist so ein Macher.
(Zusendung auf Anfrage, 6 Seiten)
Der Beigeordnete
Exposé für ein TV-Feature über ein Projekt gegen Langzeitarbeitslosigkeit im vorpommerschen Landkreis Uecker-Randow
Die Utopie von Vollbeschäftigung scheint ausgeträumt. Die Marktwirtschaft bietet nicht länger den Job für das Leben, bestenfalls eine Kette von vielen Stationen oder das Zuhause-Sitzenbleiben. Allemal ist klar: Irgendetwas reißt im Innern der Gesellschaft mit ungeheuren Kräften. So auch im vorpommerschen Landkreis Uecker-Randow. Die Arbeitslosenzahlen sind hier die höchsten in Deutschland. Bleiern reagiert die Politik auf dieses Phänomen. Und erzeugt zugleich Vorort pragmatische Macher, die völlig neue Wege gehen wollen.
Der parteilose Dennis Gutgesell (31) – erst Bürgermeister einer Kleinstadt, dann stellvertretender Landrat – ist so ein Macher.
(Zusendung auf Anfrage, 3 Seiten)
Die Werkstatt
Exposé für ein TV-Feature über eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung
Sachsen-Anhalts Sozialministerin Dr. Gerlinde Kuppe spricht auf einem Treffen mit Interessenvertretern der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) von 30% Fehlbelegung in diesen Werkstätten. Statt in ihre Obhut gehören diese Menschen auf den regulären Arbeitsmarkt, heißt es. Die Werkstätten reagieren geschockt: Wird ihnen nun ihre Klientel „enteignet“? Haben die als erwerbsgemindert eingestuften Mitarbeiter wirklich eine Chance auf dem umkämpften Arbeitsmarkt?
(Zusendung auf Anfrage, 6 Seiten)
2006-08
Kinder von Mitte
Exposé für eine Langzeitbeobachtung an einer Berliner Grundschule
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Der radikale Wandel unserer Gesellschaft hat das Miteinander in unserem Land gehörig durchgerüttelt. Von den sozialen Rändern her dringt die Verunsicherung allumfassend in die gesellschaftliche Mitte, einst stabile Standsäule für die soziale und politische Balance in unserem Land. Davon nicht unberührt bleibt der Nachwuchs der Mitte und ein sie prägender Ort – die Grundschule. Ein ehemals geschützter Bewegungsraum für Kinder, quält sie sich seit Jahren durch einen gravierenden Reformprozess. Rastlos werden neue Methoden, Strukturen und Leitbilder gesucht, von denen keiner weiß, ob sie die für die Kinder angemessenen und richtigen sind. Die Zukunft scheint wie ein Buch mit sieben Siegeln.
Nach Recherchen, Zustimmungen von Eltern und Schule sowie einjährigem Vordreh wurde das Projekt eingestellt, weil keine Finanzierung zustande kam.
(Exposé auf Anfrage, 12 Seiten)
2000
Sari – die Gesten eines Gewands
Exposé für einen Filmessay über das traditionelle Wickelgewand der indischen Frau
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Im gesellschaftlichen Konflikt zwischen Tradition und modernem Leben – was indische Frauen in ihrem Gewand an immerwährender Anmut und aktuellem sozialen Befinden auszudrücken vermögen.
Unsere Befürchtungen, die Frauen Indiens könnten uns reserviert begegnen – sei es, weil sie von Männern normalerweise nicht viel zu erwarten haben, der öffentliche Raum in Indien ohnehin ein männlicher ist, oder aber sich zu sehr als Gegenstand eines Films ausgeliefert fühlen, sind nicht eingetreten. Stattdessen löste unsere Filmidee Anteilnahme aus, oft auch Entzücken, manchmal sogar Heiterkeit ob des Vorstellig-werdens zweier europäischer Männer in Belangen, die unmöglich ihren Lebenswelten entspringen konnten.
Abgesehen davon, daß sich unser Projekt mit den Intentionen einiger indischer Journalistinnen, Filmemacherinnen, Dozentinnen von Frauenuniversitäten berührt, ist die uns entgegengebrachte Offenheit im nachhinein wohl gut zu erklären: An den sozialen und kulturellen Veränderungen Indiens waren und sind die Frauen gleichermaßen beteiligt, die Frauen treiben den Keil oft sogar tiefer als ihre Männer, werden dann aber im Gegenzug verwiesen auf ihre früheren Rollen. Diese Herabsetzung erzeugt den großen Wunsch nach Klarstellung, Korrektur, vor allem danach – sich mitzuteilen. Ein Mitteilungsbedürfnis, das noch gesteigert wird, eben weil es Ausländer sind, die sich für ihre Sache interessieren.
April 2000
Eine Redakteurin winkte damals mit der Begründung ab, diese Filme sollen Einheimische machen. Der Perspektive zweier männlicher Europäer schien man nicht viel abzugewinnen.
(Exposé auf Anfrage, 12 Seiten)
1999
Die elektronischen Tagebücher des Leutnant Bronkow
Exposé für eine dokumentarische Filmerzählung
über den Einsatz der Bundeswehr im Kosovo
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Der 31-jährige, ledige Roman BRONKOW, Leutnant im Operativen Informationszug der Bundeswehr, wird vom Mecklenburgischen Neubrandenburg in den Vorpommerschen Standort Eggesin versetzt. Die dort ansässigen Einheiten stellen 200 Soldaten für das deutsche KFOR-Kontingent, das 2001 in den Einsatz geht. Leutnant Bronkow hat den Auftrag, eine Dokumentation über die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung dieses Einsatzes zu drehen. Die Person des Leutnant Bronkow ist fiktiv. Der Einsatz nicht.
Eine ausreichende Finanzierung des Projektes kam nicht zustande.
Stoff-Entwicklungsförderung von der Kulturellen Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern.
(2 Exposés und 1 Drehbuch – auf Anfrage, 11 / 17 / 55 Seiten)
1999
Kinder im Krieg
Ideenskizze für ein Videotagebuch – über Kinder im Kosovo
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Den Kindern hier in Deutschland soll berichtet werden von ihren Altersgenossen aus dem Kosovo, die in einen Krieg gerieten, der scheinbar klare Grenzen zwischen „gut“ und „böse“ zieht, so eben, wie Kinder glauben ist der Krieg. Aber wir wissen es doch besser. Jetzt haben diese Kinder einen Vorsprung vor den Erfahrungen aus den Videohallen.
Wir sind uns im Klaren, daß wir Teil einer gefräßigen Medienmaschine sind, die Informationen produziert. Und drohen uns zu wiederholen mit den bewährten Gestaltungsschablonen. Wir sind nicht die einzigen, die nun noch mehr Zurückhaltung suchen. Als dürfe man Opfer nicht länger mehr zu illustriertem Wort kommen lassen, sondern zu geduldigem Bild. Um ihr Geheimnis zu schützen. Doch schon im Bosnien-Krieg geisterte ein Wort umher, daß das andere Extrem beschrieb: Kriegspornographie. Wir sind uns im Klaren.
Was wir vermuten dürfen bei den Kindern dort: In oft aussichtslosen Situationen, so ist unsere Erfahrung aus Indien, zeigen sie überraschende Stärke. Wie man Lebenswille lernt als Kind und Würde ohne Trost. Das naive Gleichnis vom Unkraut, das nicht vergeht.
Gewiß, in solch einer Reihe werden die Kinder wohl letztlich gefeiert, mit Pathos, der aber sachlich beim Alltag bleibt, in den die Kinder hineingestoßen wurden.
Die Vorschläge sind aus der Ferne gemacht, sie können nicht wirklich bindend sein. Vor Ort könnte anderes sich als viel ergiebiger herausstellen.
Mai 1999
(Ideenskizze auf Anfrage, 3 Seiten)
1998
Englisches Videotagebuch
Idee für 5 Kurzfilme für Kinder – über den englischen Alltag
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(Ideenskizze auf Zusendung auf Anfrage, 7 Seiten)
1998
Der Schicksalsbegünstigte
Exposé für einen Filmessay über einen deutschen Mönch in Indien
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Wie man ein Heiliger wird – und was diese Frage mit unserem Leben zu tun hat.
Immer wieder wenden Deutsche ihrer Heimat den Rücken. Manche darunter werden von einem eigentümlichen Bedürfnis fortgetrieben – dem Wunsch, Bedürftigen irgendwo in der Welt Fürsorge zu spenden. Wir, die zurück bleiben, wissen nicht viel über das Milieu in das die Weggehenden eintauchen. Jene scheinen sich im Prozess des Selbstaufgebens zu befinden, schwören vermutlich den bei uns zwiespältig geliebten Individualismus zugunsten einer höheren Aufgabe ab.
Wir, Mittdreißiger, trafen nicht zufällig in der Fremde auf einen Landsmann. Wir begegneten einem Milieu, in das sich ein Deutscher, Mann und Ordensbruder, dem man vor sechzig Jahren den Namen Fortunatus, „der Schicksalsbegünstigte”, mit auf den Lebensweg gab, am Ende seines Lebens dem Anscheine nach in sich zurück zieht. Er jedoch machte uns deutlich, dass sich Individualität und Sorge um den Mitmenschen nicht zwangsläufig ausschließen, sondern gegenseitig durchdringen können. In ihm entdecken wir eine Selbstlosigkeit, welche immer die konkrete Hilfe meint und die letztlich zur Selbstheilung befähigt.
Und uns begegnen heute, den Mitgliedern des Teams, an dem Ort, den Fortunatus schuf, auch indische Ordensbrüder und Ordensschwestern, die unerwartet oft kaum älter als wir selbst sind und für die es nunmehr gilt, sich auf jenem schmalen Grat von Individualität und Fürsorge bewegen zu müssen – im mittlerweile modernen Indien.
Oktober 1998
(Exposé auf Anfrage, 21 Seiten)
1998
Der Star darf sogar weinen
Exposé für einen Filmessay über Bollywood
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Masala ist nicht nur die Bezeichnung für ein indisches Gericht, das aus wechselnden Zutaten bereitet, immer denselben Geschmack ergibt, Masala ist auch die Genrebezeichnung für jene Filme, die von der größten Filmindustrie der Welt, der indischen, produziert werden. In die soziale Realität dieser riesigen Industrie hinein geworfen, wird man entdecken, dass dort – nicht nur in den Filmen, sondern auch im Alltag – Dinge aufeinanderprallen, wahllos wie die Zutaten des Masala-Gerichtes, die verwirrend anmuten und die doch eine innere Ordnung gewinnen.
Die soziale Wirklichkeit des indischen Masala-Films saugt Menschen aus allen Schichten der indischen Gesellschaft auf, um in einer fast unüberschaubaren, sehr ausdifferenzierten Arbeitsteilung die ungeheure Menge von über 800 Filmen jährlich zu produzieren. Menschen, die hier – vom Star bis zum Komparsen, vom Regisseur bis zum Beleuchter – unter zum Teil abenteuerlichen Bedingungen ihre soziale Existenz absichern; Menschen, die zugleich in rasanter Arbeit in zusammen gewürfelten Teams an hastig gewechselten Orten mit enormer Geschwindigkeit Bilder und Geschichten unter gnadenloser Nutzung aller Stereotypen und Kopien produzieren.
Indes, die Fakten vom boomenden Masala-Film erreichen Mitteleuropa bestenfalls als Nachricht. Es scheint durchaus an der Zeit, Vorurteile aus der Welt zu schaffen, denn möglicherweise ist das indische Kino gar nicht so weit von uns und unseren westlichen Bilderweilten entfernt. Unser Film will von farbengewaltiger Exotik und glamourösen Filmstars berichten, von abenteuerlichen Dreharbeiten und nie gesehenen Filmen. Wir werden jedoch nicht umhin kommen, anzuzeigen, wie die Welt der Bilder und die Welt der sozialen Realitäten sich zueinander verhalten, wie sie sich voneinander entfernen und doch wieder ineinander fließen; denn es ist immer nur der Mensch, der sie trennt und verbindet. Die indischen und die deutschen Wirklichkeiten scheinen verschieden, aber hierin sind ihre Konflikte so ziemlich dieselben. Die indische Filmindustrie hält uns im Masala_Film ein Raster vor, in welchem wir nüchtern unsere eigenen Linien und Strukturen von gestalteten Bilderwelten wahrnehmen können. Wir müssen nur dicht genug herantreten.
Juni 1998
(Exposé auf Anfrage, 23 Seiten)